Oberösterreichische Unternehmen im Portrait
Obwohl er weder über technische noch medizinische Fachkenntnisse verfügte, entwickelte der früher selbst vom Tinnitus geplagte Braunauer Klaus Grübl einen Bügel, der sich nun sehr wirksam gegen die lästigen Ohrgeräusche erweist. Zugute gekommen ist dem Innviertler dabei sein unternehmerisches Know-how. Im vergangenen Jahr hat das Land Oberösterreich seine Erfindung mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.
Erscheinungszeitraum: März 2023 |
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Innviertler machte aus der Not eine Tugend
„19 Jahre lang litt ich unter intensivem Tinnitus, bin von Arzt zu Arzt gepilgert, ohne dass es zu einer Besserung kam“, schildert der Unternehmer im Gespräch mit der HYPO Time. Als Klaus Grübl in einer der zahlreichen schlaflosen Nächte wieder einmal aus Verzweiflung Selbstversuche startete und mit dem Finger an einer bestimmten Stelle hinter dem Ohr einschlief, bemerkte er, dass nach gut einer Stunde das Ohrgeräusch deutlich leiser geworden war. Dieses Aha-Erlebnis war die Geburtsstunde für einen speziellen Ohr-Bügel mit dem Produktnamen ForgTin (Forget Tinnitus), der bereits vielen Betroffenen dank einer sanften Form von Dauer-Akupressur Linderung und sogar Heilung verschaffen konnte.
Der Braunauer, der sich nach seinem Wirtschaftsstudium in Wien als Erwachsenenbildner und Coach selbstständig gemacht hatte, entwickelte Prototypen, welche anstelle des Fingers den notwendigen Druck auf das Ohr ausübten. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 hatte er zudem ausreichend Zeit, um seine Erfindung mit Hilfe eines Designers zu perfektionieren und schließlich in den Markt zu gehen. Die Pansatori GmbH mit Sitz in Braunau konnte in der Folge zahlreiche vom Tinnitus geplagte Personen von ihrem Ohr-Bügel überzeugen. Aktuell verfügt das Medizintechnik-Start-up über 1.300 Kund*innen in ganz Europa. Anhand von Anamnesegesprächen mit ausgebildeten Berater*innen lässt sich gut einschätzen, ob der Bügel aus dem Innviertel, der 2022 mit dem Innovationspreis des Landes ausgezeichnete wurde, Linderung beziehungsweise Abhilfe bei chronischem Tinnitus schaffen kann. Einer Studie der Med Uni Regensburg von 2020 zufolge, hat sich der Tinnitus dank der Hilfe von ForgTin nach sechs Wochen bei 40% der Proband*innen um mindestens 50% der Anfangslautstärke reduziert, nach zwölf Wochen sogar bei 60%. Diese Ergebnisse decken sich auch mit aktuellen Auswertungen mit einer größeren Anzahl von Untersuchten.
Wachstum in Österreich und Deutschland geplant
Aktuell konzentriert sich Grübl, der bereits einen siebenstelligen Euro-Betrag in Entwicklung, Design, Zertifizierung und Patente investiert hat und zehn Mitarbeiter*innen beschäftigt, auf die Fertigung und den geplanten Wachstumskurs. Bislang verkaufte die Pansatori GmbH 2.000 Bügel, wobei pro Stück 449 Euro inklusive Beratungsleistungen verlangt werden. „Wir wollen uns auf das restliche Österreich sowie den deutschen Markt konzentrieren“, schildert der Unternehmer. So würden 10 bis 20 % der Menschen mindestens einmal davon betroffen sein. Hilfreich wäre die Aufnahme des innovativen Produktes in die Heilmittelbehelfsliste, womit Kund*innen von den Krankenkassen einen Teil der Kosten erstattet bekommen würden. Das wäre auch für das Gesundheitssystem ein Vorteil, weil Kosten für Krankenstände und Behandlungen wegfallen könnten.