Oberösterreich im Portrait

Österreichs Wissenschaftler des Jahres 2022 ist ein gebürtiger Oberösterreicher: Dem aus Kronstorf stammenden Biodiversitätsforscher Professor Franz Essl kam diese Ehre zuteil, die ihm der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalistinnen für sein Engagement als eindringlich mahnende und gut erklärende Stimme, die er angesichts der Belastung unserer Umwelt erhebt, verlieh.

Erscheinungszeitraum: März 2023
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Franz Essl
Tierfreund: Der „Wissenschaftler des Jahres“ hält Hühner.

Ein Kronstorfer, der auszog, um unser Klima zu schützen

Der 50-jährige Ökologe Franz Essl forscht und arbeitet als Professor am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung an der Universität Wien an der weltweiten Verbreitung gebietsfremder Arten und dem Verlust der Artenvielfalt. Der auf einem Bauernhof in Kronstorf im Bezirk Steyr aufgewachsene Ökologe gehört zu jenen Forscherinnen und Forschern, die seit Jahren vor den Folgen der Umweltzerstörung warnen und mahnen, dass stabile, artenreiche Ökosysteme die Grundlage für unser menschliches Wohlergehen sind, die wichtig für unsere Nahrungsmittelproduktion und nachwachsende Rohstoffe sind, die CO2 speichern und die auch vor Naturgefahren wie Überschwemmungen schützen.

Drei wichtige Fragen an Franz Essl:

  • Wie geht es den Pflanzen, den Bäumen und den Tieren mit uns Menschen?
    Franz Essl: „Der Mensch hat einen viel zu großen Fußabdruck, wir zerstören damit die Ökosysteme der Erde. Der Klimawandel löst ein großes Artensterben aus!“
  • Wie ernst ist das aktuelle Befinden unserer Umwelt?
    „Um es drastisch auszudrücken: Wir befinden uns in einem sich stark beschleunigenden Zug, der mit zunehmender Geschwindigkeit auf das Ende einer Bahnstrecke zurast. Es ist allerhöchste Zeit, unser Klima endlich ausreichend zu schützen!“
  • Wer kann das bewegen?
    „Die stärksten Verbündeten für Veränderungen sind die Bürger. Bei Hainburg oder Zwentendorf wurde der gesellschaftliche Druck so groß, dass die Politik die Richtung geändert hat, ja ändern musste!“

Im Mittelpunkt seiner Forschungen steht der rasante Verlust der Artenvielfalt.

Essl untersucht nicht nur, wie der Mensch und seine Lebensweise die Artenvielfalt bedrohen. „Der Verlust von Bestäubern wie Bienen und Schwebfliegen gefährdet die Landwirtschaft. Weltweit sind 40 Prozent aller Insektenarten bedroht. Es ist ein dringendes Gebot, dass wir endlich unsere Lebensweise verändern und unsere Umwelt nicht weiter zerstören.

Wir deponieren die Treibhausgase, die durch unsere Lebensweise entstehen, in einem globalen Endlager namens Atmosphäre – das führt zu dramatischen Veränderungen des Klimas!“, so eine seiner eindringlichen Warnungen.

 

 

Auf einer Pinnwand im Hause der Familie Essl hängt ein unübersehbarer Zettel mit einigen Geboten: „Weniger fliegen, weniger heizen, weniger streamen, mehr aus dem Garten essen“, ist darauf zu lesen.

Die Familie des verheirateten Vaters von zwei Töchtern geht mit gutem Beispiel voran. Familie Essl verzichtet seit Jahren auf ein Auto und auf Flugreisen, zu Dienstreisen nach Spanien oder Estland und in den Urlaub nach Griechenland geht es mit dem Zug. Ja, und im Garten ihres Hauses in der Wiener Innenstadt gackern Hühner.

„Für den Naturschutz und unsere Umwelt hat sich der Franz schon in unserer gemeinsamen Zeit in der Kronstorfer Jugendgruppe ‚KROJU‘ mit Begeisterung engagiert. Für unser Projekt ‚Wohnwertes Kronstorf‘ erhielten wir in den 1990er-Jahren den Umweltpreis des Landes OÖ“,

erinnert sich der Kronstorfer Bürgermeister Christian Kolarik, der sich freut, dass Franz Essl den Kontakt zu seiner Heimatgemeinde mit regelmäßigen Besuchen pflegt.