Lasset die Spiele beginnen - der Wirtschaftsfaktor Sport im Fokus

Schneller, höher, weiter. Das berühmte Olympische Motto gilt bei der nahenden Fußball-EM und den Olympischen Spielen nicht nur auf dem Spielfeld. Längst sind daraus Mega-Events mit milliardenschweren Umsätzen geworden. Eine Bestandsaufnahme.

Erscheinungszeitraum: Juni 2024
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Foto von LASK Torhüter Tobias Lawal

Das Jahr 2024 kann - angesichts der sportlichen Mega-Events, die in den kommenden Wochen in Europa über die Bühne gehen - getrost als „Supersportjahr“ bezeichnet werden:

Mit der Fußball-EM in Deutschland (14. Juni - 14. Juli) und den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli - 11. August) finden zwei der weltweit bedeutendsten Sportereignisse statt. Diese Großveranstaltungen sind weit mehr als rein sportliche Höhepunkte – sie sind auch massive Wirtschaftsmotoren und stehen sinnbildlich für die ökonomische Strahlkraft des Sports.

Denn die Jagd nach Rekorden hat sich längst vom Spielfeld auf finanzielle Aspekte übertragen: So generierte etwa die Fußball-EM 2021 mit Ticketverkäufen, Sponsorenverträgen und dem Verkauf von TV-Rechten Einnahmen von 1,9 Milliarden Euro - das entspricht einer Verzehnfachung seit der EM 2000. Für das Turnier in Deutschland erwartet der europäische Fußballverband UEFA eine weitere Steigerung auf rund 2,4 Milliarden Euro.  Ähnlich beeindruckende Zahlen vermeldet das Internationale Olympische Komitee (IOC), das für die Olympischen Spiele in Paris Ticketerlöse in Höhe von 1,4 Milliarden Euro und Sponsoring-Einnahmen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro prognostiziert.

Impulse für Tourismus, Arbeitsmarkt & Bau

Großveranstaltungen sorgen auch abseits der Arenen für Wertschöpfung: Die UEFA rechnet neben rund 2,7 Millionen Zuschauern in den deutschen EM-Stadien mit bis zu sieben Millionen Fans bei Public Viewings, das IOC hat bis Mitte Mai acht Millionen Olympia-Tickets an rund drei Millionen Besucher verkauft. Diese Besucherströme bedeuten eine gesteigerte Nachfrage nach Unterkünften, Gastronomie und Transportmitteln. In einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) rechnet fast die Hälfte der befragten Unternehmen in den Spielorten mit positiven Impulsen durch die Europameisterschaft, die deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) prognostiziert ein zusätzliches Übernachtungsvolumen von bis zu vier Prozent. Ähnliche Effekte werden auch für Olympia erwartet, wo das Pariser Fremdenverkehrsamt Einnahmen für die Tourismusbranche in der Höhe von rund zweieinhalb Milliarden Euro erwartet.

Auch Arbeitsplätze werden durch Mega-Events geschaffen, zum Beispiel für bauliche Maßnahmen. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London waren mehr als 46.000 Menschen im Olympia Park, dem Hauptveranstaltungsort, tätig - zehn Prozent davon waren zuvor arbeitslos. Insgesamt schufen die Spiele über 100.000 neue Arbeitsplätze. Angaben der britischen Regierung zufolge bescherte Olympia der Baubranche des Vereinigten Königreichs einen Anstieg um 8,3 Milliarden Euro. 

Diskussionsrunde auf einer Bühne
Beim diesjährigen HYPO Business Talk stand der Wirtschaftsfaktor Sport ebenfalls im Mittelpunkt
Foto von LASK Torhüter Tobias Lawal

Österreich ist Europameister

Auch in Österreich spielt der Sport als Wirtschaftsfaktor eine gewichtige Rolle. Hierzulande sind die sportökonomischen Effekte - vom Sportartikelhandel, über den Betrieb von Sportanlagen bis hin zum Tourismus - sogar so hoch, dass sich Österreich als Europameister bezeichnen darf: 6,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden durch Sport generiert, in keinem anderen EU-Land ist dieser Anteil höher. Zudem zeichnet der Sport für über 350.000 heimische Arbeitsplätze verantwortlich.

Ein aktuelles Beispiel ist in diesem Zusammenhang der LASK: Der Linzer Fußballclub bestritt im Herbst 2023 acht Europacup-Spiele in Linz und im Ausland und trat so nicht nur als imagefördernder Markenbotschafter Oberösterreichs in Erscheinung, sondern sorgte auch für einen positiven wirtschaftlichen Effekt in unserem Bundesland: Wie eine Studie der Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ. Prof. em. Dr. Friedrich Schneider errechnete, wurden rund um die Europacup-Spiele des LASK ein zusätzliches Bruttoinlandsprodukt von rund 14 Millionen Euro erwirtschaftet und 113 Vollzeit-Arbeitsplätze geschaffen.

Nachwuchs gebührt Gewinnbeteiligung

Ob international, national oder regional: Sport im Allgemeinen und Großveranstaltungen im Speziellen haben einen signifikanten wirtschaftlichen Stellenwert. Insbesondere Sportarten mit hoher medialer Präsenz, wie etwa der Fußball, konnten ihre Einnahmen in den letzten Jahren in beeindruckendem Tempo nach oben schrauben. Doch wie können diese Gewinne möglichst zukunftsorientiert verwendet werden?

Für Klaus Kumpfmüller, Vorstandsvorsitzender der HYPO OÖ und Präsident des OÖ. Landesskiverbands ist klar: „Die Gewinne einer Fußball-EM oder einer Ski-WM müssen verstärkt für den Nachwuchssport verwendet werden. Denn Sport ist nicht nur eine Lebensschule, in der Kinder den Umgang mit Herausforderungen und Teamfähigkeit erlernen, sondern auch die beste Gesundheitsvorsorge.“ Eine solche Mittelverwendung wäre zudem ganz im Sinne des neuen Olympischen Mottos, das 2021 um einen wichtigen Zusatz ergänzt wurde: Schneller, höher, weiter - gemeinsam.